Ein Blick nach Italien zeigt, welch dramatische Folgen es hat, wenn die Ausbreitung des Virus nicht gestoppt oder zumindest deutlich verlangsamt werden kann. Als Tiroler Landeshauptmann ist es meine Aufgabe, mit aller Kraft und Konsequenz zu verhindern, dass wir Verhältnisse wie in Teilen Italiens bekommen. Dafür ist es notwendig, dass wir einfach alle zusammenhalten, damit wir uns selbst und andere schützen.
Wir haben in den letzten Wochen auf allen Ebenen intensive Vorbereitungen getroffen, um bestmöglich auf diese Krise vorbereitet zu sein. Wir waren österreichweit die Ersten, die das landesweite Aus für den Tourismus vollzogen haben. Wir haben ganze Regionen abgeschottet und de facto eine Ausgangssperre verordnet. Wir mussten Maßnahmen setzen, die ich mir nie vorstellen hätte können. Es war für mich eine der schwierigsten Entscheidungen, den freiheitsliebenden Tirolerinnen und Tirolern zu sagen: Bleibt’s dahoam.
Wenn nun Kritik aufkommt, kann ich Ihnen versichern, dass wir in der jeweiligen Situation das Menschenmögliche getan haben, um die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler und auch unserer Gäste zu schützen. Das Buch jetzt von hinten zu lesen, ist leicht. Mit dem Virus haben wir es mit einem Phänomen zu tun, das weltweit einzigartig ist. Es ist auch keine Schande zu sagen, dass man mit den Erkenntnissen von heute durchaus noch früher Entscheidungen getroffen hätte.
Nicht nur wir, sondern ganz Europa lernt tagtäglich dazu, dass wir für künftige Krisen noch besser vorbereitet sind.
Jetzt müssen wir nach vorne schauen und unsere volle Kraft, Energie und Konzentration auf die Bewältigung dieser Krise legen. Das zeigen uns allein schon die aktuellen Zahlen: Tirol hat bisher 4515 Testungen vorgenommen, davon sind mit heutigem Tag 474 positiv. Die erfreuliche Nachricht ist, dass die ersten 4 Personen wieder vollständig genesen sind und der Großteil der Erkrankungen derzeit mild verläuft. Die Zahlen steigen aber weiter an.
Wir können dieses Virus nur eindämmen, wenn wir uns alle extrem einschränken. Daher bitte ich Sie: Bleiben Sie dahoam und verlassen Sie die eigenen vier Wände nur, wenn es beruflich notwendig ist, um Lebensmittel einzukaufen oder zum Arzt zu gehen, um Besorgungen bei der Apotheke zu machen, um Geld abzuheben oder um kurz frische Luft zu schnappen.
Das Virus breitet sich stetig aus. Es ist daher laut unseren Experten erforderlich, dass wir weitere Einschränkungen vornehmen. Einschränkungen, die in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen der Bundesregierung erfolgt sind, und die Sie alle noch härter treffen werden.
Das heißt: Tirol isoliert sich selbst. Wir erlassen eine Quarantäneverordnung für alle 279 Tiroler Gemeinden. Das bedeutet: Die Gemeinde darf nur dann verlassen werden, wenn es um die Deckung der Grundversorgung geht, um die Daseinsvorsorge oder um zur Arbeit zu kommen – und dann nur zum nächstgelegenen Ort. Sofern es einen Arzt, eine Apotheke, einen Lebensmittelhandel und eine Bank im Ort gibt, darf die Gemeinde für diese Zwecke nicht verlassen werden. Was zum Beispiel nicht geht ist, in einen anderen Ort zu fahren, wenn im eigenen Dorf ein Lebensmittelgeschäft zur Verfügung steht.
Eine weitere Maßnahme ist, dass sich Tirol zu seinen Nachbarn abgrenzt. Diese Selbstisolation Tirols stellt einen weitreichenden Schritt dar. Das heißt, dass nur jene nach Tirol einreisen können, die in Tirol zu Hause sind oder in der kritischen Infrastruktur oder Versorgung arbeiten. Der Warenverkehr ist unter bestimmten Voraussetzungen gestattet.
Dass sich Tirol selbst isoliert, ist absolut notwendig. Weil wir verhindern wollen, dass einerseits das Virus von Tirol aus weiterverbreitet wird und wir uns andererseits auch zusätzlich schützen können.
Liebe Tirolerinnen und Tiroler, ich weiß, dass wir Ihnen mit diesem Schritt noch mehr abverlangen als das schon bisher der Fall war. Trotzdem ist es notwendig. Ich bitte Sie: Halten wir in dieser schwierigen Zeit zusammen. Schon in den vergangenen Tagen war in unserem Land eine unglaublich große Solidarität zu spüren. Wenn ich sehe, wie diszipliniert sich die Tirolerinnen und Tiroler an die Beschränkungen halten und wie groß insbesondere die Hilfsbereitschaft für ältere und schwache Menschen ist – das ringt mir großen Respekt ab. Daran zeigt sich: Wenn’s drauf ankommt, halten die Tiroler z’samm.
Was es jetzt im Land Tirol braucht, ist Eigenverantwortung, Solidarität und Zusammenhalt. Und ich möchte es noch einmal erwähnen: Halten wir uns an alle Maßnahmen. Und ich bin mir sicher: Gemeinsam packen wir das.