Das passiert wirklich nicht jeden Tag. Die beiden Tiroler Ordensschwestern Marianne Stöger und Margit Pissarek wurden für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, der am 10. Dezember in Oslo verliehen wird. Die beiden Nonnen widmeten sich die größte Zeit ihres Lebens der Pflege von Lepra-Kranken in Südkorea und konnten durch ihren Einsatz die Krankheit fast ausrotten. Die Tiroler Abgeordneten Hermann Gahr und Elisabeth Pfurtscheller unterstützen die Nominierung der beiden Christkönigsschwestern beim Nobelpreis-Komitee. Dazu besuchte Hermann Gahr gemeinsam mit dem Bürgermeister von Mühlbachl Alfons Rastner eine der beiden Nominierten in ihrem Heimatort.
„Es war mir eine große Ehre, Marianne Stöger persönlich zu treffen und mit ihr über ihr außergewöhnliches Leben sowie ihre selbstlosen Taten zu sprechen. Das Wirken der beiden Ordensschwestern ist ein großes Zeichen der Menschlichkeit. Besonders beeindruckt hat mich, die Bescheidenheit von Marianne Stöger. Sie sieht ihre aufopfernde Hingabe für Schwache und Kranke als Selbstverständlichkeit. Diese Frau ist mit ihrer Genügsamkeit und ihrer Nächstenliebe ein Vorbild für uns alle. Ihr aufopferndes Engagement gehört unbedingt gewürdigt, daher unterstütze ich diese Nominierung zum Friedensnobelpreis mit größter Freude“, erläutert Gahr.
Im Gespräch erzählte Marianne Stöger ihre eindrucksvolle Lebensgeschichte. Gemeinsam mit ihrer Ordensschwester Margit Pissarek setze sie sich über 40 Jahre lang für die Lepra-Kranken auf der südkoreanischen Insel Sorokdo ein. Vor 100 Jahren wurde Sorokdo zur Insel der Aussätzigen, wovon heute noch ein Denkmal für 10.770 Verstorbene zeugt. Ohne Vorurteile und Angst pflegen sie dort anfangs bis zu 6000 Lepra-Kranke, von denen sonst niemand mehr etwas wissen wollte. Damals gab es noch keine Medikamente für Lepra-Kranke und auch Schutzkleidung, wie Handschuhe waren nicht vorhanden. In einfachsten Verhältnissen betreuten sie die Kranken, organisierten finanzielle Hilfe in ihrer Heimat, wechselten Verbände, sorgten für besser Hygiene und Ernährung. „Es ist unglaublich, was diese Frauen geleistet haben. Sie schliefen am Betonboden in dreckigen Hütten, pflegten die Lepra-Kranken, sprachen ihnen Mut zu und verbesserten die Zustände auf der Lepra-Insel. Sie sahen sich als große Familie. Diese selbstlosen Frauen werden nicht umsonst die Engel von Sorokdo genannt“, erzählt Gahr.
Lepra konnte dank den Tirolerinnen fast ausgerottet werden
Durch ihren aufopfernden Einsatz unterstützt durch die WHO und der katholischen Frauenbewegung, konnte die Lepra nahezu ausgerottet werden. Dieses Engagement wurde bereits mit dem südkoreanischen Nobelpreis gewürdigt. Die Tirolerinnen wurden zu zwei von nur einer Handvoll ausländlichen Ehrenbürgern ernannt. Nun wünschen sich die Südkoreaner, dass die Nonnen auch den Friedensnobelpreis erhalten, dafür hat ein Komitee weit über eine Million Unterschriften gesammelt.
Trotz ihrer Selbstlosigkeit betonen die Schwestern immer wieder, dass sie „nur ihre Arbeit getan haben und keine großen Wunder vollbracht haben“. Die Bescheidenheit der Tirolerinnen zeigt sich in jeder Lebenslage, so sind ihnen die große Aufmerksamkeit und die Ehrungen unangenehm. Beide Ordensschwestern leben heute wieder in Tirol in einfachen Verhältnissen, sie sind mit ihrer Mindestpension, welche die katholische Frauenbewegung für sie einbezahlt hat, zufrieden.
„Die Tirolerinnen werden in Südkorea fast wie Heilige verehrt, die Menschen vor Ort wissen genau, was sie dem Engagement der Ordensschwestern zu verdanken haben. Trotzdem wollen sie nicht im Mittelpunkt stehen und sehen ihren Einsatz als Tat der Nächstenliebe. Es ist mir deswegen eine Selbstverständlichkeit, dass ich diese Nominierung für den Friedensnobelpreis für so verdiente Frauen aus meinem Wahlkreis mit aller Kraft unterstütze. Ganz Tirol und Österreich kann wirklich stolz auf diese außerordentlichen Schwestern sein“, so Gahr abschließend.